De Feuerteufel - geprägt von Kohle, Feuer, Ruß und Glut

Die neue Narrenfigur sollte etwas darstellen und die Kollnauer Fasnet würdig vertreten. Der neue Narro sollte einen Bezug zur Tradition sowie zur Ortsgeschichte haben und dabei unverwechselbar sein. So kam die Geschichte der Köhlerei, der Erzschmelzerei und der Eisenverarbeitung in Kollnau ins Visier. Von 1683 bis 1868 war an der Elz das Hammerwerk betrieben worden, im Kohlenbach rauchten unzählige Meiler. Köhler, Schmiede, Ruß, Glut und Feuer: Aus diesen Begriffen ließ sich die Idee weiterspinnen.

 

Dem Narrenrat gelang es, die gesamten Vorbereitungen geheim zu halten und das, obwohl der junge Verein im ersten Geschäftsjahr von 30 auf 170 Mitglieder anwuchs, was von der enormen Neugier und Spannung in der Bevölkerung zeugt.

Am Fasnetsunndig 1958 wurde dann das Geheimnis gelüftet. Zu Trommelwirbel und Fanfarenklängen wurde in der voll besetzten Kollnauer Festhalle eine geheimnisvolle Figur enthüllt. Das neue Häs, entworfen, geschneidert und getragen von Christel Faßnacht, sowie die von Albert Schonhardt geschnitzte Holzlarve fanden beim Publikum begeisterten Anklang.

 

 

Die Gestalt, der Narro, hatte jedoch noch keinen Namen. Bei der Generalversammlung 1958 wurde ein Wettbewerb zur Namensfindung ausgeschrieben. Eine Mitgliederversammlung im Gambrinus einigte sich auf den von Inge Hüther (Fleiner) eingereichten Vorschlag „Feuerteufel“. Zwar war dieser Name dem Kollnauer Zungenschlag zunchst noch etwas fremd. Aber bald hieß es in Kollnau, wenn man das neue Narenhäs trug, dass man den „Deifel“ anzog, oder „im Deifel“ ging. So machten sich die Kollnauer das Wort für ihren Narro auf ihre Weise zu Eigen.

Der Feuerteufel – eine imposante Gestalt

Dunkelblau, Rot und Gelb sind die Farben für das Feuerteufelhäs. Est besteht aus dachziegelförmig gestanzten Filzstreifen, die auf robusten Baumwollköper (der einst berühmte Kollnauer Stoff!) aufgenäht werden. Tief dunkelblau, fast schwarz sind die Hose und die kapuzenartige Kopfbedeckung. Feuerrot leuchtet der Kittel. Rot und gelb züngeln Flammen am Kapuzenkragen, der die Schulter deckt. Die Kopfbedeckung wird abgeschlossen von einem roten Kamm, der der mittelalterlichen Narrensymbolik entlehnt ist, ebenso wie die kleinen Schellen, mit denen die innen rot  ausgefütterte Kapuze des Feuerteufels bestückt wird.  Ausgestattet ist der „Deifel“ mit einer Holzgabel mit Gummizinken, mit der man meisterlich das närrische Publikum necken, es „stupfen“ oder ihm den Hut „lupfen“ kann. Zur kompletten Montur gehören schwarze Schuhe und Handschuhe. Die beeindruckende Holzlarve, bis heute geschnitzt in der Bildhauerwerkstatt Schonhardt in Simonswald, ist dunkel- bis mittelbraun gehalten. Hervorstechende Merkmale sind die flammenförmigen Augenbrauen, die weiß geränderten Augen und der zahnlose, geheimnisvoll und leich spöttisch lächelnde Mund. Charakteristisch ist die Maske durch das stark ausgeprägte Profil mit dem kräftigen Kinn und der starken Nase.

 

Das Feuerteufelhäs hat, wie nicht viele Figuren in unserer Fasnetlandschaft den Vorteil, dass es aufgrund seiner farbgebung und Gestaltung sowohl tags ala auch nachts Wirkung entfaltet. Selbstverständlich ist die immer dann am schönsten, wenn die Feuerteufel begleitet von den Klängen des Kollnauer Narrenmarsches daherspringen.

Die Sage – Oh, Ihr Herren Oberteufel ...

 

Der Waldkircher Heimatforscher Hermann Rambach veröffentlichte im Jahr 1950 die nachstehend aufgeführte Episode („DerElztäler“, Beilage zur Waldkircher Volkszeitung Nr. 3 vom 13. Januar 1950), die später als Entstehungssage der Feuerteufelfigur bekannt wurde. Die Szene in der Hammerschmiede wurde mehrfach am Schmutzige Dunnschdig auf dem Rathausplatz und zuletzt beim 50-jährigen Jubiläum aufgeführt. 

 

“In einer finsteren Nacht verirrte sich ein biederer Mann von auswärts, als er von heißen Wirtshausgeistern umschwirrt, schier kämpfend den Weg zu seiner entfernt wohnenden Ehehälfte durch die Finsternis bahnen musste. Langsam erlahmte seine Kraft; alle Energie hatte den Bedauernswerten verlassen. Schließlich ergab er sich in sein unabwendbares Schicksal und schlummerte - unweit des Hammerwerkes - sanft und selig am Wegrand ein.

 

Es ging schon in die Morgenstunden des neuen Tages, da gingen einige Hammerschmiede vorbei, die in der zweiten Nachtschicht zu arbeiten hatten; sahen den Schlummernden und erkannten sofort den Zusammenhang der hinter ihm liegenden Wirtshaustragödie. Da sie selbst zuweilen von solchen Dämonen geplagt waren, regte sich das Mitleid in den schwarzen Gesellen mit dem alkoholbetäubten Fremdling in der kalten Winternacht. Kurzerhand nahmen sie den Schnarchenden auf und betteten ihn in der warmen Hammerschmiede in eine abseitige Ecke und gingen, wie gewohnt, an ihre schwere Arbeit.

 

Die Wärme und der Lärm im weiten, schwarzen Bau erweckten nach einiger Zeit den Schlummernden aus seinem tiefen Schlaf. Der Arme war aber noch von allem sehr benommen. Aus seinen blinzelnden Augen ersah er lohende Feuer und lange, rußige Gestalten fuchtelten in dem grellrot erleuchteten Raume umher. Unzählige Funken stoben. Kurzum, es war ein Höllenlärm rings um den erwachenden, der in keiner Weise auch nur einen vernünftigen Gedanken fassen konnte.

 

In der Höhe verlor sich der unheimliche Raum in Rauch und Dunst und Ruß. Je mehr der Betrunkene in diese stiebende, fauchende, klingende, schlagende, rauchende und brennende Welt hineinstarrte, desto grausiger überkam ihn eine rasende Angst. Und als nun gar zwei der langen, völlig schwarzen Gestalten auf seine Lagerstatt zuschritten, ja sogar Anstalten machten ihn an den zitternden Beinen zu nehmen, schrie er aus Leibeskräften: “O ihr Herren Oberteufel, verzeiht mir doch nur noch diesmal und lasset mich los; denn ich bin infolge eines Rausches gestorben”.

 

Da brachen die Herumstehenden in ein schallendes Gelächter aus. Und der nun völlig nüchtern Gewordene erkannte, dass er vorderhand noch nicht in der Hölle, sondern nur in der Kollnauer Hammerschmiede war.